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Die Geschichte der Pickelhaube bei der Königlich Sächsischen Armee von 1867 - 1918

Anders als für Preußen oder Bayern habe ich leider keinen Zugang zu den Sächsischen Militär-Verordnungsblättern. Aus diesem Grund konnte ich die Veränderungen der Helme leider nur anhand sächsischer Bekleidungsvorschriften nachzeichnen. Damit kann ich zwar leider nicht den genauen Einführungstag der Änderungen bereitstellen, aber doch einen ganz guten Überblick wie sich die Pickelhaube beim sächsischen Militär in der Zeit von 1867 bis 1918 verändert hat.

Einen Link zu den meisten der aufgeführten Bekleidungsvorschriften findet ihr in meinem Blogeintrag "Hilfreiche Bücher für Pickelhauben-Sammler". Die dort verlinkten Vorschriften können in den Bibliotheken heruntergeladen werden.

1867:

Das Königreich Sachsen hat die Pickelhaube für Mannschaften und Offiziere der Infanterie, Fuss-Artillerie und Pioniere im Jahr 1867 eingeführt. Dieser Helm glich dem preussischem Modell M/67 und hatte genau wie dieser keine Nackenschiene. Laut den Vorschriften über die Bekleidung und Offiziers-Pferde-Equipage der Königlich Sächsischen Armee des genannten Jahres hatte der Helm folgende Abmessungen:

Die Einheiten wurden anhand der Umrechnungstabellen aus dem königlich sächsischen Gesetz- und Verordnungsblatt von 1869 (Seiten 150-152) in Zentimeter umgerechnet: 1‘ = 28,319 cm / 1‘‘ = 2,3599 cm / 1‘‘‘ = 1,9666 cm.

  • Der schwarz lackierte Helm war geschätzt zwischen 23 cm und 26 cm hoch, die Beschläge hatten die Farbe der Uniformknöpfe.
  • Der Helmkörper (ohne Schirme) hatte eine geschätzte Höhe von 11 cm - 13,5 cm. Mit gerade angebrachten Schirmen war die Lederhaube 16,5 cm - 18,9 cm (7 - 8 Zoll) hoch.
  • Der runde Vorderschirm wurde an der Unterkante mit einer schmalen metallenen Blendenschiene versehen, die an den Seiten mit je einem Halbrundkopfsplint am Helm befestigt wurde. In der Mitte war der Schirm 6,8 cm - 7,1 cm (2 ⅞  - 3 Zoll) breit.
  • Der Hinterschirm hatte nur leicht gerundete Ecken und war ansonsten in der Mitte ebenfalls 6,8 cm - 7,1 cm (2 ⅞  - 3 Zoll) breit.
  • Die aufschraubbare Spitze hatte eine Höhe 5,9 cm (2,5 Zoll) und der Tellerbeschlag war ähnlich hoch wie in Preussen (rund 2,5 cm). Insgesamt war die Spitze also rund 8,4 cm hoch. Der Hals des Tellerbeschlages hatte 2 Belüftungslöcher und war mit einem tropfenförmigen Perlring verziert. Bei der Artillerie wurde eine Kugel anstelle der Spitze aufgeschraubt.
  • An der Vorderseite wurde als Dekoration ein achtstrahliger, neusilberner Stern von 10,5 cm Größe angebracht (bei Offizieren war der Stern 12,0 cm groß). Auf diesem war mittig ein ovales sächsisches Wappen aus Messing angebracht, umgeben von einem Lorbeerkranz und mit der sächsischen Königskrone gekrönt. Bei silbernen Beschlägen war es ein messingner Stern mit einem neusilbernen Wappen darauf.
  • Die Schuppenketten in Beschlagsfarbe wurden mit einer stählernen Schraube und Gewindebuchse am Helm befestigt.
  • Unter der linken Schuppenkette trugen die sächsischen Mannschaften und Offiziere eine kreisrunde, geriffelte Kokarde aus Metall, die einen Durchmesser von nur 4,7 cm (2 Zoll) hatte. Für Mannschaften war sie weiß mit einem grün aufgemaltem Ring, für Offiziere Silber mit einem vertieften grün emaillierten Ring.
  • Das Gewicht der sächsischen Helme M1867 betrug schätzungsweise 450 g - 600 g.

1871 oder 1872:

Wie in Preussen wurde 1871 oder 1872 auch in Sachsen die hintere Helmschiene zur Versteifung des Helmes eingeführt. Ansonsten wurde der Helm jedoch kaum verändert. Die Maße wurden in den Vorschriften über die Bekleidung und Offiziers-Pferde-Equipage für das XII. Königlich Sächsischen Armee-Corps vom 1. Juli 1872 aber jetzt direkt in Zentimeter angegeben und entsprechend gerundet:

  • Die Helmhöhe blieb unverändert, mit gerade angebrachten Schirmen war die Lederhaube 16,5 cm - 19,0 cm hoch.
  • Auch die Helmschirme wurden kaum verändert. Angepasst ans metrischen System sollten sie 6,5 cm - 7,0 cm breit sein.
  • Die aufgeschraubte Spitze hatte eine Höhe von glatt 6,0 cm, mit Tellerbeschlag also rund 8,5 cm. 
  • Der achtstrahlige Stern mit dem sächsischen Wappen, die Schuppenketten oder die Kokarden blieben unverändert. Dadurch war auch das Gewicht des Helmes M/71 nahezu identisch mit dem M/67.
  • Rückseitig verlief jetzt, genau wie beim preussischen Helm M/71, eine gewölbte Nackenschiene in Beschlagsfarbe.

1887:

Um den Helm weiter zu erleichtern wurde 1887 auch in Sachsen die neue Infanterie-Ausrüstung M/87 für die Mannschaften der sächsischen Infanterie eingeführt. Diese war ziemlich identisch mit den preussischen Vorgaben, wie die Bekleidungs-Ordnung (Bkl. O.) - Zweiter Theil - Vorschriften für die Beschaffenheit und Unterscheidungszeichen der Bekleidung und Ausrüstung der Mannschaften vom 20. Oktober 1893 in der folgenden Aufzählung zeigt. Die Vorschrift ist zwar von 1893, aber die Helme M/87 und M/91 waren nahezu identisch. Der M/91 hatte lediglich einen geänderten Vorderschirm und ein neues Kinnriemen-Befestigungssystem:

  • Der schwarz lackierte Helm war nun geschätzt zwischen 21,5 cm und 22,5 cm hoch. Der Helmkörper (ohne Schirme) hatte eine Höhe von 9,5 cm.
  • Der runde Vorderschirm glich dem preussischen M/87 und hatte an der Unterkante eine gepresste Lederwulst anstelle der metallenen Blendenschiene. In der Mitte war der Schirm geschätzt 5,0 cm breit.
  • Der Hinterschirm mit den nur leicht gerundete Ecken wurde in der Breite ebenfalls auf 5,0 cm reduziert.
  • Die aufgeschraubte Spitze hatte eine Höhe 6,3 cm. Der Tellerbeschlag war nur 2,2 cm hoch und hatte jetzt 5 Belüftungslöcher. Genau wie das preussische Vorbild war der Hals des Tellerbeschlages mit einer gewölbten Ringwulst anstelle des vorher verwendeten Perlringes verziert. Die Scheibe des Tellerbeschlages hatte einen Durchmesser von 8,0 cm, der Hals einen Durchmesser von 3,2 cm. Insgesamt war die Spitze immer noch 8,5 cm hoch, mit Kugel-Aufsatz der Artillerie, welcher nur 4,9 cm hoch war, lediglich 7,1 cm. Im Inneren des Helmes wurde zudem eine 10,0 cm große Verstärkungsscheibe aus Metall unter dem Tellerbeschlag vorgeschrieben, die mit den 4 Halbrundkopfsplinten desselben befestigt wurde.
  • Der achtstrahlige Stern mit dem sächsischen Wappen war unverändert 10,5 cm groß (für Offiziere 12,0 cm, für Generale 13,5 cm).
  • Die hinten angebrachte gewölbte Nackenschiene war 1,2 cm breit.
  • Anstelle der Schuppenketten wurde der Sturmriemen des preussischen M/87 samt Befestigungssystem mit der Haken-Befestigung eingeführt. Die Schuppenkette wurde nur noch zu Paraden oder dem Dienst in der Garnison angelegt.
  • Auf der linken Seite trugen die sächsischen Mannschaften und Offiziere unverändert die 4,7 cm große Kokarde.
  • Das Gewicht des sächsischen Helmes M1887 betrug zwischen 440 g - 550 g.

1891:

In diesem Jahr wurde die Hakenbefestigung des Kinnriemens aus Gründen mangelnder Praktikabilität durch das neue Kinnriemen-Befestigungssystem M/91 ersetzt. Zudem wurde auch der Vorderschirm mit metallener Blendenschiene wieder eingeführt, wie es der Bekleidungs-Ordnung (Bkl. O.) - Zweiter Theil - Vorschriften für die Beschaffenheit und Unterscheidungszeichen der Bekleidung und Ausrüstung der Mannschaften vom 20. Oktober 1893 entnommen werden kann. Der Helm entsprach bis auf folgende 2 Ausnahmen dem Helm M/87:

  • Anstelle des Vorderschirmes mit der Lederwulst wurde ein rund 5,0 cm breiter Vorderschirm mit einer 0,7 cm breiten metallenen Blendenschiene um die untere Kante eingeführt. Bei Offizieren war die Schiene nur 0,6 cm breit.
  • Die Kinnriemen-Befestigung mit dem Haken, womit man ein unkomplizierteres An- und Ablegen des Kinnriemens erreichen wollte, wurde wegen mangelnder Praktikabilität wieder abgeschafft, da die Riemen zu oft verloren gingen. Dafür wurde das M/91-Befestigungssystem mit dem Knopf eingeführt, welches bis zur Abschaffung der Pickelhaube unverändert verwendet wurde. Die Schuppenketten wurden wie zuvor nur noch zu Paraden oder dem Dienst in der Garnison angelegt.

1894 (Offiziere):

Worüber ich leider nichts in Erfahrung bringen konnte, war eine neue Bekleidungsvorschrift für die Offiziere, Sanitätsoffiziere und Beamten der königlich sächsischen Armee von 1894. Es sind eigentlich keine Änderungen der Offiziershelme zwischen 1871 und 1895 bekannt, doch die Maß-Vorgaben aus gerade genannter Bekleidungsvorschrift weichen signifikant von den Maßen von 1872 ab und sie entsprechen ebenfalls nicht ganz den Maßen des Helmes M/95:

  • Der schwarz lackierte Offiziers-Helm war geschätzt zwischen 22,5 cm und 25 cm hoch. Der Helmkörper ohne Schirme war 9,5 cm - 10,0 cm hoch.
  • Der Vorderschirm hatte stark gerundete Ecken (Generale: eckig) und war in der Mitte 4,0 cm breit. An der Unterkante verlief einer 0,6 cm breite metallene Blendenschiene.
  • Der Hinterschirm mit leicht gerundeten Ecken war 4,5 cm breit.
  • Unverändert verlief eine metallene gewölbte Nackenschiene auf der Rückseite des Helmes.
  • Die glatte aufschraubbare Spitze und der Tellerbeschlag waren zusammen 9,7 cm - 10,2 cm hoch (mit Kugel: 6,2 cm - 6,7 cm). Generale trugen eine gekehlte Spitze. Der Tellerbeschlag hatte einen Durchmesser von 8,0 cm, war 2,2 cm hoch und der Hals mit dem Perlring für Offiziere hatte nur 2 Belüftungslöcher.
  • Der achtstrahlige Stern mit dem sächsischen Wappen auf der Vorderseite war 12,0 cm groß, für Generale 13,5 cm.
  • Die Offiziere behielten die Schuppenkette mit den Steckrosetten. Die Kokarde hatte immer noch einen Durchmesser von nur 4,7 cm.
  • Das Gewicht des Helmes betrug geschätzte 400 g - 550 g.

1895:

Wie in Bayern entsprachen die Vorgaben des sächsischen Helmes M/95 so ziemlich dem preussischen Modell M/95. Laut der Bekleidungs-Ordnung (Bkl. O.) - Zweiter Theil - Vorschriften für die Beschaffenheit und Unterscheidungszeichen der Bekleidung und Ausrüstung der Mannschaften vom 17. Juni 1904 hatte der Helm folgende Maße:

  • Der schwarz lackierte Helm war zwischen 21,0 cm - 21,3 cm hoch. Der Helmkörper ohne Schirme war 9,5 cm - 10,5 cm hoch.
  • Der gerundete Vorderschirm war in der Mitte 4,1 cm breit (Offiziere: 4,0 cm; Generale: eckiger Vorderschirm mit 3,8 cm Breite). An der Unterkante verlief eine 0,7 cm breite metallene Blendenschiene (Offiziere: 0,6 cm).
  • Der Hinterschirm mit leicht gerundeten Ecken war 4,5 cm breit (Offiziere: 4,3 cm).
  • Die Beschläge bestanden aus Aluminium-Bronze oder Neusilber. Der Stern bestand aus Tomback oder Neusilber.
  • Die aufgeschraubte glatte Spitze und der Tellerbeschlag waren zusammen 8,7 cm hoch, mit Kugel: 8,0 cm (Offiziere: 9,5 cm, mit Kugel: 7,0 cm; Generale: gekehlte Spitze). Der Tellerbeschlag hatte einen Durchmesser von 7,6 cm, war 2,5 cm hoch und hatte 5 Belüftungslöcher im Hals. Im Inneren des Helmes, unter dem Tellerbeschlag, wurde eine schwarze Metallscheibe von 9,5 cm Durchmesser zur Verstärkung des Helmes vorgeschrieben.
  • Der achtstrahlige Stern mit dem sächsischen Wappen auf der Vorderseite war nun 12,0 cm groß (Offiziere: 12,0 cm; Generale: 13,5 cm).
  • Die gewölbte metallene Nackenschiene der Mannschaftshelme erhielt wie das preussische Pendant im oberen Drittel einen Belüftungsschieber. Die Feldartillerie trug eine Schiene ohne Belüftungsvorrichtung.
  • Der 1,6 cm breite Kinnriemen vom M/91 wurde unverändert übernommen. Die flachen Schuppenketten für den Garnisonsdienst und die Paraden waren 2,15/1,2 cm breit und bestanden aus Aluminiumbronze oder Neusilber. Die Feldartillerie und Train trugen immer eine gewölbte Schuppenkette aus Aluminiumbronze mit 2,65/1,5 cm Breite. Auch die Offiziere trugen eine gewölbte Schuppenkette, jedoch bestand sie aus Aluminiumbronze oder Neusilber, je nach Beschlagsfarbe.
  • Für die immer noch 4,7 cm große Eisenblech-Kokarde war nun ein kleiner „V“-förmiger Ausschnitt vorgeschrieben, der über den kleinen Pfeil des M91-Knopfes passte. Der Durchmesser der Offiziers-Kokarde betrug nun 5,5 cm. Manchmal wurden aber auch Sächsische Kokarden in preussischer Form mit dem gezackten Rand getragen.
  • Das Gewicht des Helmes war 360 g - 575 g.

Der Helm M/95 der Jäger zu Pferd und Stabs-Ordonnanzen wich vom zuvor genannten Helm M/95 in folgenden Punkten ab:

  • Der schwarz lackierte Helm bestand aus stärkerem Leder und der Helmkörper ohne Schirme war 9,8 cm - 10,8 cm hoch.
  • Der eckige Vorderschirm war in der Mitte 4,7 cm breit. An der Unterkante verlief eine 0,8 cm breite metallene Blendenschiene.
  • Der Hinterschirm mit leicht gerundeten Ecken war 5,1 cm breit.
  • Die glatte Spitze war 7,8 cm hoch und wurde nicht mittels eines Tellerbeschlages, sondern auf einem Kreuzbeschlag am Helm befestigt. Der Hals des Beschlages war mit einem Perlring verziert und hatte 5 Belüftungslöcher. Insgesamt war die Spitze 11,3 cm hoch.
  • Der achtstrahlige Stern war bei Jägern zu Pferd und Stabsordonnanzen 12,7 cm groß.
  • Die gewölbte Hinterschiene hatte keinen Belüftungsschieber im oberen Drittel.
  • Jäger zu Pferd und Stabs-Ordonnanzen trugen eine gewölbte Schuppenkette aus Aluminiumbronze mit 2,65/1,5 cm Breite.

1915:

Auch im Königreich Sachsen war die letzte Variante der Pickelhaube der M/15. Dieser Helm entsprach höchstwahrscheinlich dem preussischen M/15 und erhielt die typische abnehmbare Spitze mit dem Bajonett-Verschluss, die in ihre Höhe identisch mit dem M/95 war.
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