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Reproduktionen oder „Fake“ Kokarden

Eine freie Übersetzung eines auf Französisch geschriebenen Leitfaden von Thierry Carli

Kokarden sind leider die am Meisten gefälschten Teile für die Pickelhaube. Für Sammler ist es daher besonders wichtig solche Fakes möglichst gut erkennen zu können. Da die Kokarden-Reproduktionen jedoch immer besser geworden sind, und immer noch werden, wird es unglücklicherweise wohl nicht immer gelingen. Einen Versuch ist es aber auf jeden Fall wert!

Zu Anfang ein paar generelle Tipps zum Erkennen einfachster Repro-Kokarden:

  • Die ersten Fälschungen wurden aus nicht magnetischem Zinn gefertigt. Original Kokarden waren meist aus Eisen und damit magnetisch.
  • Die Farbe (insbesondere die weiße Bleifarbe) auf den original Kokarden weist mit der Zeit kleine Risse auf, die oft zum Abplatzen kleinerer Stücke führen. Dies ist nur schwer nachzuahmen.
  • Künstlich gealterte Kokarden haben teilweise eine aufgetragene Patina, die abgerieben werden kann. Eine echte Patina kann niemals abgerieben werden. Es gibt aber auch Maschinen womit ein jahrzehntelanger Abrieb nachgeahmt werden soll. Jedoch sieht dieser künstliche Verschleiß ebenfalls nicht aus wie ein echter Abrieb, da echter Verschleiß nicht überall vorkommt, während künstlicher Abrieb meist ziemlich gleichmäßig die vorstehenden Kanten und Flächen betrifft.
  • Die Farben der Kokarden vergilben mit der Zeit. Dieser vergilbte Farbton wird von den Fälschern ebenfalls nicht immer gut getroffen.

Einteilung von Kokarden-Reproduktionen in verschiedene Kategorien:

Die Kopien der Kategorie I wurden alle sehr lieblos hergestellt, selbst ungeübte Augen erkennen sie als „Fake“. 

  • Wie bei den folgenden Beispielen sind bei den Kokarden dieser Kategorie die Farben oft unsauber aufgebracht oder treffen nicht den richtigen Farbton (Bild 1a+b). 
  • Manchmal sind die Zacken am Rand ungleichmäßig oder ihr Winkel ist entweder zu flach oder zu spitz (Bild 1b). 
  • Teilweise wurden auch die Faltungen der Scheibe einfach nur angedeutet, so das die „Strahlen“ innerhalb des Kokarden-Ringes, die eigentlich zu den Faltungen außerhalb des Ringes passen müssten, lediglich als Striche eingepresst wurden (Bild 1a+c):
Bild 1a bis 1c - Reprokokarden der Kategorie I

Die  Reproduktionen der Kategorie II sind schon etwas aufwändiger gearbeitet. Sie stammen hauptsächlich aus Frankreich, werden vom Hersteller aber auch als Reproduktion in Stahl- und Messingblech angeboten 

(VON VERKÄUFERN MIT UNREDLICHEN ABSICHTEN WERDEN SIE JEDOCH AUCH ALS "ORIGINALE" VERKAUFT). 

  • Typisch für diese Kategorie ist die Form der „Strahlen“ innerhalb des Kokarden-Ringes. Dort wo sie an die innere Kante, den Kamm, des Ringes stoßen, haben die Pressungen ein rundes Ende, wodurch das Zentrum der Kokarde, ganz im Gegensatz zu  einer echten Kokarde, der Blüte eines Gänseblümchens ähnelt (Bild 2). Die Rundungen sind mal mehr mal weniger ausgeprägt, weshalb es nicht immer einfach ist die Reproduktionen der Kategorie II sofort zu erkennen.
BILD 2 - REPRO-KOKARDE KAT. II (QUELLE: WWW.LAPETITEPIECE.FR)



Bei den Kopien der Kategorie III wird es noch schwieriger. Tatsächlich kommt diese Kategorie authentischen Original-Kokarden sehr nahe, wie die folgende Repro-Kokarde zeigt (Bild 3):

BILD 3 - REPRO-KOKARDE KAT. III


  • Der Unterschied liegt darin, dass die „Strahlen“ (genau wie bei der Kat. II) den Kamm an der inneren Seite des Kokarden-Ringes nicht gleichmässig treffen (Bild 3 Mitte). Beim Original berühren sie diesen immer gleichmäßig!
  • Ferner sehen die Schatten der inneren „Strahlen“ bei Kopien der Kategorie III unabhängig vom Winkel immer ziemlich rechteckig aus, während sie sich bei den Original-Kokarden auf 12 Uhr und 16 Uhr unterscheiden (vgl. Bild 3 Rechts und Bild 4).
Bild 4 - Original Kokarde (Preussische Mannschafts-Kokarde M91)


Die folgenden Bilder 5 - 7 zeigen noch einmal Original-Kokarden. Darunter folgen noch einmal Hinweise, woran man diese als solche erkennt:

Bild 5 - Original M91-Reichskokarde für Mannschaften
Bild 7 - Original M91-Kokarde für preussische Mannschaften


Bild 6 - Original M91-Reichskokarde für Mannschaften


  • Die Farben allein beweisen das die auf Bild 5 bis 7 dargestellten Kokarden echt sind. Orange verfärbtes Zinnoberrot, Steingutweiß und das leicht verblichene Schwarz sind perfekt.
  • Korrosionen bildet sich oft unter der Farbe. Die Feuchtigkeit dringt durch kleinste Risse unter den Lack ein, wodurch das Blech unter dem Lack korrodiert. Auch dies ist nur schwer nachzuahmen.
  • Bei den Kokarden ist der Kamm an den Rändern des Kokarden-Ringes zumeist klar akzentuiert, jedoch immer gleichmäßig. Durch dick aufgetragene Farbe ist es aber nicht immer gut zu erkennen. In manchen Fällen wurde die Pressung leider auch mit zu wenig Druck eingebracht, weshalb manche Originale ebenso nicht so klar akzentuieren Kanten haben. In diesen Fällen sollte der Blick klar auf die Gleichmäßigkeit und auf die anderen Kriterien gerichtet werden.
  • Die „Strahlen“ im Zentrum sind weniger blüten- oder tropfenförmig als bei den Kopien. Je nach Betrachtungswinkel wirken sie fast quadratisch. Die unterschiedlichen Schatten auf 12 und 16 Uhr (Bild 4) sind ebenfalls ein gutes Merkmal.
  • Die „Strahlen“ gehen zudem bis zum Rand des Kokarden-Ringes und grenzen an die Aufnahmebohrung, deren Rand etwas hochgebogen ist. Bei Kopien ist dieser oft platt.

All dies zeigt wie akribisch man vorgehen muss um die Kopien der Kategorie III von Original-Kokarden zu unterscheiden. Natürlich sind einige Details winzig und die eine oder andere Kopie wird sicherlich nicht als solche erkannt, aber es lohnt sich genau hinzuschauen…

WAS DIE REGIONAL BESONDEREN LANDESKOKARDEN ANGEHT, WIE HESSEN, SACHSEN, HANSESTÄDTE, ETC., BIETEN WEBSEITEN WIE "KAMMERBULLE" ODER "PRUSSIAN-GLORY"  EINE GANZE REIHE DAVON AN, EINSCHLIEßLICHJ OFFIZIERS-VARIANTEN. DAHER IST DAVON AUSZUGEHEN DAS EINE VIELZAHL DIESER IM NETZ ANGEBOTENEN KOKARDEN PATINIERTE KOPIEN SIND.

Hanseatische Kokarden-Reproduktionen:

In den ersten Jahren der 2000er überschwemmten Reproduktionen der seltenen M95-Kokarden vom Hanseatischen IR162 aus Lübeck den Markt. Einige dieser Kopien wurden schlecht bemalt und schlecht "patiniert“. Es gab aber auch echte Kunstwerke, die man nur schwer als Kopie erkennt.

Um die Anzahl dieser Kopien zu erklären hat Jemand eine Fabel erfundene, wonach alle IR162 M95-Kokarden in Deutschland auf dem Dachboden einer verlassenen Kaserne gefundenen wurden. Diese Lüge funktionierte eine Weile, bis sie letztendlich auf einer Webseite widerlegt wurde, die das gleiche Modell als Replika-Kokarden verkaufte.

Hier 2 ausgewählte Exemplare dieser Reproduktions-Variante (Bild 8 und 9):

Bild 8 - Reprokokarde für Mannschaften des IR 162


Bild 9 - Reprokokarde für Mannschaften des IR 162


Bild 10 links zeigt eine Reproduktion einer silbernen Kokarde für einen Unteroffizier und rechts eine weiße M97 für Mannschaften.

In Grün habe ich die Kontur des "Schwalbenschwanzes" vom Malteser-Kreuz eingezeichnet, wie sie bei einer echten Mannschafts-Kokarde eigentlich aussehen sollte. Die Ecken der Schwalbenschwänze müssten den eingepressten dünnen Ring berühren. Bei früheren Kopien war die Länge der Schwalbenschwänze immer zu kurz, woran man sie gut erkennen kann. Die Länge der Schwalbenschwänze beträgt etwa 45% von der Länge des Radius!

Bild 10 - Hanseatische Repro-Kokarde (Quelle: www.Kammerbulle.de)


Bild 11 - Offiziers-Kokarde für das IR 162


Bild 11 zeigt eine echte Offiziers-Kokarde, bei der die Pressung des Malteser-Kreuzes die dünne Linie des Kreises korrekt berührt. Die Länge der Schwalbenschwänze beträgt damit beim Original etwa 55% von der Länge des Radius!

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