Stempelvorschrift für hessische Pickelhauben von 1857
Ich habe ein Archiv für hessische Militär-Verordnungsblätter von 1824 bis 1900 im Internet gefunden, dessen Link ich gerne teilen möchte:
Beim Stöbern bin ich dann auf eine amtliche Stempelordnung für so ziemlich ALLE ARTIKEL des damaligen Großherzoglich Hessischen Militärs gestoßen. Im Folgenden habe ich die Vorschriften, die die Helme betreffen, aus dieser herausgesucht. Zu bemerken ist jedoch das es eine frühe Vorschrift von 1857 ist und sie später, als sich ein geeintes Deutschland formierte, deutschlandweit vereinheitlicht wurde.
Die den Truppen zum Dienst bereitgestellten Artikel sollen mit dem Zeichen des betreffenden Regiments (Korps) und der Kompanie (Schwadron, Batterie), sowie mit besonderen Nummern (oder auch Jahreszahlen) nach folgenden Richtlinien gekennzeichnet werden:
Die Regiments-Zeichen:
GU = Garde-Unteroffiziers-Kompanie
P = Pionier-Kompanie
R für die Reiterei, und zwar:
- R = Regiments-Stab
- RI = Reiterei, erster Divisions-Stab
- RII = Reiterei, zweiter Divisions-Stab
- RIII = Reiterei, dritter Divisions-Stab
- RA bis RF = Für die 6 Schwadronen
A für die Artillerie, und zwar:
- A = Korps-Stab
- AR = Reitende Artillerie-Batterie
- AA bis AD = Für die 4 Fuß-Batterien
I, II, III, IV für die 4 Infanterie-Regimenter nach ihrer Reihenfolge, und zwar besispielsweise bei den 4. Infanterie-Regiment:
- IV = Regiments-Stab
- IV I und IV II = Für die beiden Batallions-Stäbe
- IV A bis IV K = Für die 10 Kompanien
Die Stempel hatten im Helm folgende Größen (eine hessische Linie war ca. 2,5mm hoch):
- Auf Leder mit Tinte = 6,5 Linien
- Auf Leder zum Brennen = 6 Linien
Alle Montierungs-Stücke erhalten das Zeichen des Regiments, des Korps oder der Kompanie und die letzten 2 Ziffern der Jahreszahl, in der sie gekauft wurden. Außerdem die fortlaufende Zahlen 1 bis ?? (?? = Anzahl der gleichen Ausrüstungsteile, die im gekennzeichneten Jahr eingekauft wurden)
Stempelposition am Helm:
Die Stempel am Helm sind im Inneren, unter dem Kleeblatt (Brennstempel) und der Haarbusch auf der unteren Platte (Einschlagstempel).
Wie ich in der Einleitung schon angedeutet habe, wurde die Kennzeichnung der Helme später deutschlandweit harmonisiert. Das geschah in Hessen um 1867/1871 als das Großherzogtum die Militär-Konvention des Norddeutschen-Bundes unterzeichnete oder das deutsche Kaiserreich gegründet wurde. Damals wanderte auch die Position des Stempels auf den Hinterschirm des Helmes und er wurde oft nicht mehr eingebrannt, sondern mit Tinte aufgebracht.