Über die Herkunft der Bezeichnung „Pickelhaube“ und des englischen Begriffs „spiked helmet“
Bei der preussischen Armee wurde der Helm mit der Spitze offiziell lediglich unter der Bezeichnung „Lederhelm“ oder, für die Kürassiere, „Metallhelm“ geführt. Von einem „Helm mit Spitze“ war im Amts-Deutsch kaum die Rede.
Der Spitzname „Pickelhaube“ wurde von Militär-Journalisten geprägt. Dies geschah bereits im Jahr 1841, als sie den Helm, der sich zu dieser Zeit noch in der Erprobung befand, zum ersten Mal sahen. So schrieb die „Allgemeinen Militär-Zeitung“ Nr. 63 des Jahres 1841: „Sie sind den Pickelhauben aus der Ritterzeit sehr ähnlich….Eigenthümlich ist diesen neuen Helmen bei der Form derer des Mittelalters, daß sie oben auf der Mitte eine kegelförmige Spitze haben...".
Der metallene Helm der mittelalterlichen Landsknechte war die „Beckenhaube“ (engl.: Bacinet). Im Frühneuhochdeutschen Wörterbuch wird die „Beckenhaube“ unter Anderem auch als „Bickelhûbe“ aufgeführt, von der die Bezeichnung „Pickelhaube“ wohl am Ehesten abgeleitet werden kann.
Das Landsknechtwesen erfuhr unter Kaiser Maximilian I. (22.3.1459 bis 12.1.1519), auch bekannt als der letzte Ritter, seine größte Bedeutung, als dieser unter ihrer Zuhilfenahme das Zeitalter der Ritter beendete. Die Landsknechte waren zahlreicher, günstiger und nicht so hochspezialisiert wie die Elitekämpfer. Auf dem Schlachtfeld waren sie den Rittern durch ihre schiere Masse überlegen.
Aber egal ob „Beckenhaube“, „Bickelhûbe“, „Pechelhaube“, „Peckelhuebchen“, „Begelhube“ oder eben auch „Pickelhaube“, bei all diesen Bezeichnungen handelt es sich um eine Mundart des ein und desselben Begriffs. Und auch wenn der Name, wie gerade hergeleitet, sich eigentlich nicht auf die Helmspitze bezog, so denke ich das er sich gerade wegen der Spitze, und der gewitzten Doppeldeutigkeit der Bezeichnung, sehr schnell im deutschsprachigen Raum durchsetzte.
Im Englischen wurde die Pickelhaube unter dem Begriff „spiked helmet“ (Helm mit Stachel) bekannt, was manchmal, wie ich durch meine internationalen Sammlerfreunde erfahren konnte, zu einiger Verwirrung bei der Übersetzung führte. Denn wenn man den Begriff „Pickelhaube“ wortwörtlich übersetzt, so würde der englische Name „pimple hood“ oder „pimple hat“ lauten. In englischen Texten des 19. Jahrhunderts konnte ich jedoch keinen solchen Begriff ausmachen. Den Begriff „spike“, bezogen auf die Spitze auf dem preussischen Helm, konnte ich hingegen schon in einem Text von 1844 ausmachen1, den ganzen Begriff „spiked helmet“ in einem Text von 1849.2 Es wurde in meinem englischsprachigen Bekanntenkreis jedoch teilweise angenommen, dass der Wortteil „spike“ eine direkte Übersetzung des Wortteils „Pickel“ ist und sich auch die deutsche Bezeichnung, genau wie es bei der Englischen der Fall ist, auf die Helmspitze bezieht.
Ich denke aber das der Begriff „spiked helmet“ keine direkte Übersetzung des Begriffs „Pickelhaube“ ist. Die Namensschöpfung bezieht sich wohl auch nicht auf die mittelalterliche „Beckenhaube“, wie es beim deutschen Namen der Fall war. Denn würde der englische Name des Helmes sich ursprünglich ebenfalls auf diese Helmart beziehen, so müsste sich meiner Meinung nach der Begriff „Bacinet“ oder „Balaclava“, welches englische Bezeichnungen für „Beckenhaube“ oder „Sturmhaube“ sind, in der einen oder anderen Form in der Namensgebung wiederfinden. Da dies aber nicht der Fall ist, kann der Begriff „spiked helmet“ eigentlich nur eine eigenständige Wortschöpfung darstellen, die einen Helm mit Spitze beschreibt.
Quellenverzeichnis:
- A hot-water cure, sought out in Germany, in the summer of 1844, the journal of a patient - Seite 133
- Blackwood's Magazine, Band 66 (Juli-Dezember 1849) - Seite 427